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Zitrone (Citrus × limon) – altes Hausmittel und Naturheilmittel

Zitrone (Citrus × limon)

ist die etwa faustgroße Frucht eines immergrünen Baumes in Höhe von 3 bis 7 m aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae), mit stacheligen Zweigen und hellen weißen Blüten, die auf der Unterseite rosa bis violett sind. Die Hauptanbaugebiete sind in Südamerika, Zentralasien, im Mittelmeerraum und in den USA. In Mitteleuropa war die Zitrone früher ein fester Bestandteil von Orangerien, auch ist sie als Zimmerpflanze beliebt.
Zitronenbäume tragen fast das ganze Jahr gleichzeitig Blüten und Früchte. Das gilt als eine botanische Besonderheit. Der Früchte (Citri fructus) tragende Baum produziert Zitronen mit einem Gewicht von 200 bis 400 Gramm, eiförmige Früchte mit gelber oder gelb-grüner Schale und sauer saftigem Fruchtfleisch und ist in 8 bis 12 Schnitze aufgeteilt. Je nach Sorte enthält die Zitrone mehr oder weniger weiße Kerne.

Geschichte

Die Zitrone ist wahrscheinlich im Norden Indiens aus einer Kreuzung zwischen Bitterorange (Citrus × aurantium) und Zitronatzitrone (Citrus medica) entstanden. Erste sichere Nachweise sind um das Jahr 1000 nach Chr. sowohl in China als auch im Mittelmeerraum zu finden. Bereits etwa 500 vor Chr. wurde sie wahrscheinlich in China kultiviert. Etwa um 1000 nach Chr. gelangte sie durch die Araber nach Afrika und im 13. Jahrhundert mit den Kreuzfahrern nach Südeuropa. Ab dem 18. Jahrhundert brachten sie Jesuiten nach Kalifornien. Seit wann sie auch als Heilpflanze genutzt wird, ist historisch nicht belegt. Der große persische Arzt Avicenna (um 980 bis 1037) glaubte in der Zitrone das beste Heilmittel für Herzkrankheiten. James Lind (1716 bis 1794), Pionier der Schiffshygiene in der Britischen Marine (Royal Navy), gilt als Entdecker der Therapie von Skorbut (Vitamin-C-Mangelkrankheit) durch Zitronensaft.

Inhaltsstoffe

Das saftige Fruchtfleisch der Zitrone enthält 5 bis 8 % Zitronensäure und Apfelsäure, Stickstoff und Pektin, Zucker (2 bis 3,5 %), ist reich an Kalium, Kupfer, Provitamin A, die Vitamine B1, B2, C (bis zu 85 % mg ), D, F und Flavonoide. Die Zitrone ist die Hauptquelle für natürliches Citrin (Vitamin P). Weiterhin sind in der Frucht Cumarine, ätherisches Öl, Flavonoidglykoside, Rutin und Sitosterin enthalten.

Anwendung in der Volksmedizin

Die Zitrone wird seit langem in der Volksmedizin für die Behandlung verschiedenster Beschwerden genutzt. Sie ist ein altes Hausmittel und Naturheilmittel. Beispielsweise wird Zitronenschale (mit Zucker gekocht) zur Verbesserung der Verdauung verwendet. Zitronensaft behandelt Avitaminose C und B, Skorbut, Zahnfleischbluten und Stomatitis. Die Zitrone erhöht die Ausdauer, reduziert Müdigkeit und erleichtert Behandlung vieler Krankheiten durch die kombinierte Wirkung der enthaltenen Vitamine C und E. Bei Erkältungen und Atemwegserkrankungen, mit Durst und Fieber, ist ein Tee mit Zitrone das perfekte Getränk. Die Verwendung der Zitrone ist auch zur Stärkung der Immunabwehr empfohlen. Bei entzündlichen Erkrankungen der Schleimhäute im Mund-und Rachenraum hilft eine Spülung mit verdünnten Zitronensaft. Die Zitrone wird weithin als ein prophylaktisches und therapeutisches Mittel bei Arteriosklerose verwendet. Kalium, Citrin und Ascorbinsäure in Zitronen, stärken die Wände der kleinen Blutgefäße (Kapillaren) und erhöhen ihre Flexibilität, auch sind sie aktiv in Redoxreaktionen beteiligt. Zitronensäure verhindert die Blutgerinnung und Thrombosebildung. Ätherische Öle der Zitrone helfen bei einem erhöhten Blutdruck. Auch bei Störungen des Mineralstoffwechsels und der Ablagerung von Salzen, Ischias, Rheuma, Gicht, Herz, Schwellungen, Ödeme und Nierensteine wird die Zitrone verwendet. Ebenfalls beim Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhö) und einer Gebärmuttersenkung. Zitronensaft kann starke sexuelle Erregung bei Frauen effektiv beruhigen. Spülungen mit ätherischen Ölen der Zitrone wirken antibakteriell und desinfizierend. Das ätherische Öl der Zitrone ist eine perfekte Lösung für die Desinfektion der Luft in Kinderzimmern. Es tötet Bakterien, wirkt gegen Viren und Pilzinfektionen und reduziert das Risiko einer Infektion.

R E Z E P T E
Arteriosklerose

Viele Rezepte zur Behandlung von Arteriosklerose enthalten die Zitrone.

Beispielsweise wird der frische Saft von ½ Zitrone mit 150 ml kochendem Wasser vermischt, 1 TL Honig hinzugefügt und die Mischung vor dem Schlaf getrunken.

Die Mischung aus dem geriebenen Fruchtfleisch von 1 Zitrone und 1 gehackten Knoblauchzehe wird mit 1 Liter kochendem Wasser in einer Thermoskanne übergossen und der Aufguss in der fest geschlossenen Kanne bis zu 2 Tagen stehen gelassen. Davon wird 3-mal täglich 1 EL eingenommen.

„Elixier der Jugend“

In Bulgarien und der Türkei ist weit verbreitetet ein „Elixier der Jugend“.

Dazu werden 2 Teile Zitronensaft, 4 Teile Honig und 1 Teil Sonnenblumenöl vermischt. Von der Mischung wird 1-mal täglich 1 TL auf nüchternem Magen eingenommen.

Kopfschmerz

Bei Kopfschmerz wird empfohlen, Stirn, Schläfen und Nacken mit verdünntem ätherischem Öl der Zitrone einzureiben.

Nasenbluten

Bei Blutungen aus der Nase wird empfohlen, einige Tropfen ätherisches Zitronenöl auf einen Wattebausch zu tropfen und ihn dann in das blutende Nasenloch zu stecken. Auch kann man in 1 Tasse kaltes abgekochtes Wasser den Saft einer viertel Zitrone geben, die Mischung in die Nase ziehen und dort für 5 Minuten halten, die Nase wird dabei mit den Fingern verschlossen.

Tonisierende Wirkung

Eine tonisierende Wirkung hat eine Mischung aus 1 TL Zitronensaft, 1 EL Pflanzenöl und 1 TL Honig, die auf nüchternem Magen getrunken werden sollte.

Vitaminmangel

Bei einem Mangel an Vitaminen wird empfohlen, vor dem Schlaf 1 Tasse heißes Wasser, gemischt mit dem frischen Saft von 1 Zitrone und 1 bis 2 TL Honig, zu trinken.

Hinweis: Zitronen können die Schleimhaut von Magen und Darm und die Nieren reizen. Sie sind nicht bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür, Enteritis, Kolitis und deutlicher Verschlechterung des Krankheitsbildes bei chronisch verlaufenden entzündlichen Darmerkrankungen und Cholezystitis, Hepatitis und akuter Nephritis empfohlen.
Bei einer akuten Magen-Darm-Entzündung ist Tee mit ein wenig Zitrone gestattet.
Manche Menschen reagieren auf ätherisches Zitronenöl mit Hautreizungen. Bevor Sie daher dieses Öl verwenden, überprüfen Sie seine Wirkung auf dem Handrücken.

Pflanzen – entzündungshemmend und ausführend

Pflanzen

können wesentliche Helfer bei den Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke sein. Zum Ersten die Pflanzen, die eine entzündungshemmende und schmerzstillende Funktion erfüllen sowie die Prozesse des Stoffwechsels im Organismus normalisieren. Zum Zweiten die Pflanzen, die fähig sind aus dem Organismus die Salze herauszuführen, das sich in festen und weichen Zuständen im Organismus angesammelt haben. Pflanzen sind Naturheilmittel, die auf natürliche Weise heilen, wenn sie richtig angewendet werden. Die Natur gibt uns für fast jede Krankheit ein Heilmittel, wir müssen es nur finden, darüber wissen und es anwenden.

Entzündungshemmende und normalisierende Pflanzen bei Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke

Beispielsweise helfen bei den Arthritiden, dem Rheuma und der Gicht – Pflanzen wie  Rainfarn (Tanacetum vulgare), Flieder (Syringa), Sellerie (Apium graveolens) und Rettich (Raphanus).

Beim Schmerz in Gelenken und Lende

Geben Sie 1 EL getrockneter Blütenkörbe des Rainfarns in eine Thermoskanne, übergießen sie mit 0,25 l kochendem Wasser, lassen die fest geschlossene Kanne 2 Stunden stehen und sieben dann die Flüssigkeit durch. Von dem Aufguss nehmen Sie über 3 Wochen 3 bis 4-mal täglich 1 EL 20 Minuten vor dem Essen ein.

Beachten: Rainfarn ist giftig und darf nicht überdosiert werden.

Vermischen Sie 375 ml Rettichsaft mit 250 ml Honig, 125 ml Wodka (40%) und 1 EL Salz. Von der Mischung trinken Sie täglich vor dem Schlaf 250 ml, bis sich der Zustand gebessert hat. Mit der Mischung können auch die wunden Punkte eingerieben werden.

Allgemein bei Arthritis und Gicht

Füllen Sie eine Flasche mit getrockneten Fliederblütenknospen und übergießen sie mit 0,5 l Wodka (40%), dann die fest geschlossene Flasche 8 bis 10 Tage stehen lassen, dabei öfters durchschütteln. Nehmen Sie von dem alkoholischen Auszug 2 bis 3-mal täglich 30-40 Tropfen ein, bis sich der Zustand gebessert hat. Mit dem Auszug können auch feuchte Kompressen oder Einreibungen der wunden Punkte gemacht werden.

Pressen Sie den Saft aus einer frischen Selleriewurzel und trinken davon 2 bis 3-mal täglich 120 ml, bis sich der Zustand gebessert hat. Oder, übergießen Sie 1 EL geriebener frischer Selleriewurzel mit 0,5 l kochendem Wasser, den Aufguss 4 Stunden stehen lassen und dann durchsieben. Davon trinken Sie 3 bis 4-mal täglich 30 Minuten vor dem Essen 2 EL, bis sich der Zustand gebessert hat.

Salze aus Wirbelsäule und Gelenke herausführende Pflanzen

Beispielsweise helfen Pflanzen wie Wurzelpetersilie (Petroselinum crispum ssp. tuberosum) und Wassermelone (Citrullus lanatus) – Salze aus dem Organismus herauszuführen.

Drehen Sie 0,25 l Wurzelpetersilie durch den Fleischwolf, legen die Masse in ein Glas oder emailliertes Geschirr, übergießen sie mit 0,5 l kochendem Wasser, decken den Aufguss ab, lassen ihn bis zum Morgen stehen, sieben ihn dann durch 2 bis 3 Schichten Mull und ergänzen danach den Saft einer Zitrone. Von der Mischung trinken Sie 2-mal täglich 80 ml, bis sich der Zustand gebessert hat.

Schälen Sie die obere Schicht einer Wassermelone ab (die dunkelgrüne Farbe), raspeln und trocknen dann die Schale, zermahlen die getrockneten Stücke zu Pulver und bewahren es in einem dicht geschlossenem Glas auf. Von dem Pulver nehmen Sie 2 bis 3-mal täglich ½ -1 EL ein.

Beachten: Das sehr starke Mittel kann im Laufe des Gebrauches zu einer Absenkung des Kaliumniveaus im Blut führen. Deshalb muss die Behandlung mit Lebensmitteln kombiniert werden, die dem Organismus Kalium wieder zuführen, wie getrocknete Aprikosen, Rosinen, Nüsse, Honig und gebackene Kartoffeln.

Die traditionelle russische Medizin in der Geschichte

Traditionelle russische Medizin

Während ihrer langen Geschichte hat die traditionelle Medizin eine Vielzahl von pharmakologischen und anderen Mitteln zur Exposition durch Menschen angesammelt. Allein die Auflistung von Heilpflanzen, die von vielen Völkern in der traditionellen Medizin verwendet werden, ergibt mehr als zehntausend. Die traditionelle Medizin, mit ihrem Wissen über die Heilkräfte von Pflanzen, Objekten, Tieren und Mineralien, Rezepten und Heilmethoden zur Behandlung und Betreuung der Kranken, hatte ihre Ursprünge bereits an der Schwelle der Existenz des Menschen (siehe auch: Anfänge der Heilung von Krankheiten durch den Menschen) und entstand aus seinem Bedürfnis – das Leiden zu heilen.

Früheste schriftliche Belege

über eine Verwendung von pflanzlichen Heilmitteln wurden aus der Kultur der Sumerer gefunden, die einst auf dem Territorium des heutigen Irak lebten. In Assyrien und Babylonien fanden Forscher Aufzeichnungen über die Verwendung von Bilsenkraut, Stechapfel und Süßholzwurzel für medizinische Zwecke.
Auch im alten Ägypten wurden Pflanzen für gezielte Behandlungen verwendet. Beispielsweise ist bekannt, dass die Pflanzen nicht nur in ihrer reinen Form, sondern auch für die Herstellung von verschiedenen Salben und Ölen verwendet wurden. Einige dieser Rezepte blieben bis heute erhalten. Auch wussten die Priester, wie man Pflanzen nicht nur für medizinische Zwecke verwendet, sondern auch als Mittel zur Einbalsamierung. Deshalb können wir heute die Mumien der Pharaonen nahezu unverändert sehen. Im antiken Griechenland studierten Philosophen und Ärzte die Kräuter und fertigten darüber umfassende Aufzeichnungen an. Dabei sammelten sie das alte Kräuterwissen der Volksmedizin auf einer empirischen Grundlage und machten es für die Verwendung in der klassischen Medizin nutzbar. Beispielsweise ordnete und beschrieb Hippokrates über 200 Kräuter. Auch beim antiken römischen Arzt Claudius Galenus waren Rezepte und Beschreibungen von Kräutern der Gegenstand einer seiner Abhandlungen. Claudius Galenus war davon überzeugt, dass trockene Kräuter eine mächtige Heilkraft haben können, jedoch müssen sie zuvor unbedingt in Wasser gelegt werden. Dank dieser genialen Erkenntnis erfand er eine Vielzahl von Tees und Tinkturen, die in der Lage waren, Milliarden von Menschen seit vielen Jahrhunderten zu heilen und noch heute in der medizinischen Praxis verwendet werden.

Einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Entwicklung

der traditionellen Medizin und heutigen Schulmedizin leisteten auch östliche Länder wie Korea, Japan, Indien und China. Kräuter wie Knoblauch, Ginseng, Zwiebeln, Herzgespann und Ingwer waren und sind sehr beliebt in Rezepten. Sie wurden auch zuerst in diesen Ländern eingesetzt. Die östliche Praxis wird durch ein spirituelles und philosophisches Prinzip charakterisiert. Alle Argumente beinhalten eine Kombination von physischem und geistigem, die Einheit und den Kampf der Gegensätze, und natürlich, Ruhe und Ausgeglichenheit. In Russland und in Europa wurden in der traditionellen Medizin nicht nur die pflanzliche Therapie, sondern auch verschiedene Beschwörungen und Zaubersprüche verwendet. Diese medizinische Magie hatte ihre Ursprünge in der animistischen Glaubens- und Fantasiewelt der altertümlichen Jäger- und Sammlergesellschaften und blieb auch nach der Christianisierung der Völker in der Volksmedizin erhalten.

Über Jahrhunderte existierte die traditionelle Medizin

parallel zur ärztlichen Medizin. Daher kann man heute nicht immer genau bestimmen, woher einige der von der klassischen Medizin in der Vergangenheit verwendeten Medikamente oder medizinische Geräte stammen. Diese Unterscheidung ist jedoch insbesondere für Historiker der Medizin wichtig, da sich aus der Herkunft eines Rezepts oder eines medizinischen Ansatzes aus der Medizin der Vergangenheit, die Rationalität und Effizienz im Hinblick auf die moderne medizinische Wissenschaft ableiten lassen.

In den Anfängen der traditionellen russischen Medizin (siehe auch: Ursprünge der russischen Volksmedizin) riefen die Menschen Hexen und Zauberer zu den physischen und psychischen Krankheiten, den Leiden der Tiere oder um böse Geister aus dem Haus zu vertreiben. Diese alten Volksheiler hatten jedoch bereits ein großes Arsenal an Werkzeugen, darunter eine Vielzahl an Kräutern.
Ihr Arsenal enthielt durchschnittlich mindestens 12 Kräuterarten, wobei sehr erfahrene Volksheiler bis zu 99 verschiedene Pflanzen verwendeten. Aus den Pflanzen wurden Medikamente bereitet, wie Aufgüsse, Sude, Tinkturen, Pulver und Salben. Die Kräuter wurden an bestimmten Tagen und Stunden gesammelt, berücksichtigend den Zeitpunkt der Blüte, den Phasen des Mondes, den Stand der Sonne, mit oder ohne Tau und vielem mehr.
Auch magische Praktiken und die Einflussnahme auf die Psyche des Kranken gehörten zum Arsenal dieser Heiler. So wird beispielsweise bis heute die Hilfe und Kraft des Himmels angerufen, um die Heilung für den Kranken zu erbitten.
Vieles aus der Praxis dieser alten Kräutermedizin und den Techniken zur Beeinflussung der Psyche des Kranken, ist heute für Wissenschaftler und Ärzte im Zeitalter der modernen Medizin sehr interessant. Einiges von diesem alten Wissen fand bereits mehrfach seinen Eingang in die moderne Medizin.

Weit verbreitet ist die Verwendung von Pflanzen

in der traditionellen Medizin der Völker von Ost-Asien, China, Tibet, Indien, Japan, Korea und in Bulgarien, Frankreich und noch vielen anderen Ländern.
Es ist heute bekannt, dass die Verwendung von Medikamenten pflanzlichen Ursprungs vor allem wegen ihrer hohen biologischen Aktivität erfolgt. Natürliche chemische Verbindungen sind in der Regel weniger schädlich in ihren Auswirkungen auf den menschlichen Körper als ihre synthetischen Gegenstücke und Substanzen mit künstlich etablierter Struktur. Das ermöglicht wiederum ihre Verwendung bei chronischen und in einigen Fällen akuten Krankheiten oder zur Vorbeugung von verschiedenen Krankheiten.
Die heute zu einer Reihe von pflanzlichen Medikamenten zur Verfügung stehenden Daten, belegen die besondere Wirkung der in Pflanzen gefundenen komplexen Stoffe, im Vergleich zu “reinen” Präparaten. Das ist darin begründet, weil der Prozess des Lebens eine Vielzahl von Substanzen bildet, von denen viele eine deutliche Wirkung auf den menschlichen- und tierischen Körper haben.

In der heutigen pharmazeutischen Industrie

sind Pflanzen eine wichtige Quelle für die Produktion von verschiedenen Arzneidrogen. Über 30% der Arzneimittel sind aus Pflanzen und jedes dritte Medikament auf dem Weltmarkt ist eine Arzneidroge pflanzlichen Ursprungs. Darüber hinaus sind die Kosten von Heilpflanzen in den meisten Fällen deutlich niedriger als die künstlicher Rohstoffe.

Jedoch, auch die Verschreibung von Heilpflanzen muss angemessen sein. Ihre Heilmöglichkeiten zur Heilung einer Krankheit müssen zuvor kritisch geprüft und je nach der Krankheit, kann die Kräutermedizin dann entweder allein oder als Bestandteil einer gemeinsamen komplexen Behandlung verwendet werden.

Die russische Volksmedizin schöpft ihre Stärke

aus den Ressourcen der Natur. Oft werden wilde Pflanzen verwendet, die meistens reich an Vitaminen und ätherischen Ölen sind. Erste schriftliche Überlieferungen zu dieser Medizin datieren aus dem 11. Jahrhundert, aus der Zeit der Kiewer Rus. Sehr beliebt waren bei den volkstümlichen Heilmitteln Medikamente aus Pflanzen, wie Salbei, Brennnesseln, Spitzwegerich, Rosmarin, Lindenblüten, Birkenblätter, Rinde von Esche und Wacholder sowie Zwiebeln, Knoblauch, Meerrettich, Birkensaft und viele andere. Heilen in Russland ohne solche Kräuter wie Minze, Kamille, Eberesche, Brombeere, Eichenrinde, Himbeer- und Johannisbeerenblätter wird noch heute in vielen russischen Gegenden als „unmöglich“ angesehen.

Heute umfasst die russische Volksmedizin

ein komplexes System von Kenntnissen und Praktiken, die für Diagnose, Verhütung und Beseitigung von Störungen im physischen, psychischen und sozialen Gleichgewicht verwendet werden. Darin sind Konzepte zur Physiologie und Anatomie des Menschen, Ursache und Diagnose von Krankheiten, Behandlung von Wunden, Verletzungen oder Schädigungen des Körpers, Pharmakologie, Geburtshilfe, Gynäkologie, Psychotherapie, Physiotherapie und Pädiatrie enthalten sowie auch Sanitär-, Hygiene- und Kosmetikkonzepte. Auch ist es so gestaltet, nicht nur zu behandeln, sondern Krankheiten bereits durch die Bereitstellung von Prävention, Abwasserentsorgung und Hygiene, vorzubeugen. Dabei unterstützt es den Menschen über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Geburt bis zum Tod. Ebenfalls berücksichtigt es Alter und Geschlecht des Kranken, seine Umgebungsbedingungen, den Wohnort, die Zeit und auch die Mondphasen. Dabei bedient es sich einer vielschichtigen Sammlung an verfügbaren Heilmethoden der Pharmakologie und Massage-Therapie, Psychotherapie und Physiotherapie sowie der Diätetik, und ist ausschließlich auf Erfahrung und Beobachtung gegründet, weitergegeben von Generation zu Generation, sowohl mündlich als auch schriftlich. Darüber hinaus hat die russische Volksmedizin, wie jede andere traditionelle Medizin auch, noch ein weiteres und sehr attraktives Merkmal, es ist die Zuverlässigkeit der Heilmittel und Heilmethoden, die sie als praktischen Nutzen zur Verfügung stellt.

Im Artikel 50 des Gesetzes „Über den Gesundheitsschutz der Bürger der Russischen Föderation“ wird die Stellung und der Begriff der „Volksmedizin“ in Russland geregelt:

„Volksmedizin ist eine Heilmethode, die sich gründet in den nationalen Erfahrungen, die auf der Nutzung von Wissen und praktische Fertigkeiten in der Beurteilung und Wiederherstellung der Gesundheit beruhen. Zur Volksmedizin gehören nicht, die Erweisung der Dienstleistungen des okkulten und magischen Charakters sowie die Leistung von religiösen Riten.
Das Recht auf die Praktizierung der Volksmedizin hat ein Bürger, der eine Zulassung durch die Exekutive der Russischen Föderation auf dem Gebiet des Gesundheitswesens bekam…“

Auch im ältesten Gesetzbuch des russischen Rechts, das von Jaroslaw dem Weisen im ersten Quartal des 11. Jahrhunderts vorbereitet und dann wiederholt überarbeitet und erweitert wurde, gab es bereits gesetzliche Regeln für die Arbeit der russischen „Volksheiler“ (siehe auch: Die traditionelle Medizin in der Kiewer Rus).

Das Besondere der russischen Volksmedizin

Das Besondere der russischen Volksmedizin

russ. народная медицина – die russische Volksmedizin heilt komplex, sehr weich und verwendet die breitesten Möglichkeiten der Natur.

Hippokrates sagte einst sinngemäß – „Jede Pflanze ist fähig eine Krankheit zu heilen, nur wissen wir nicht immer – welche?“.
Die russischen Volksheiler suchten auf diese Frage sehr aktiv die Antwort und man muss heute sagen, sehr erfolgreich.

Naturheilmittel sind typisch für die russische Volksmedizin

die gewöhnlich in der Anwendung einfach, für jeden leicht zugänglich und billig sind. So finden sich darin die Pflanzen aus der täglichen Ernährung, Produkte der Haustiere und der Bienenzucht, die Tone, die Schlämme, das Wasser, die Steine und vieles mehr. Praktisch alles, was uns umgibt, dient auch der Heilung. Dabei verwendet die russische Volksmedizin sehr intensiv alle Heilmöglichkeiten der Natur, besonders diejenigen, die immer griffbereit und vor allem billig sind.

Paarige Kombination heilsamer Gaben aus der Natur

in den Heilanwendungen der russischen Volksmedizin. Charakteristisch dafür ist auch das Bad in der russischen Sauna. Auf die erhitzten Steine wird der Sud aus heilsamen Pflanzen gegossen. Dadurch bildet sich in der heißen Luft ein Aerosol, das ähnlich einem heilenden Spray, die Atmungswege und die Haut leicht durchdringt. Auch die Verwendung der Besen aus den Zweigen und Blättern der Birke, Linde oder Eiche folgt dieser Paarigkeit. Sie werden in das heiße Wasser mit den ätherischen Ölen, der Ergänzung von Minze, Brennnessel usw. getaucht, dadurch die im Wasser gelösten Wirkstoffe aufgenommen und dann damit der ganze Körper bis in jeden Winkel bearbeitet. Es geschieht eine gründliche Massage und gleichzeitig die Einwirkung auf alle biologisch aktiven Punkte mit den heilenden Wirkstoffen. Diese Paarigkeit setzt sich auch am Ende des Bades fort, denn die Menschen begießen sich mit Eiswasser oder laufen und fallen in den Schnee. Das härtet den Organismus sehr gut ab und trainiert das Immunsystem. Die russische Sauna ist ein Behandlungskomplex, der die aktive Einwirkung medikamentöser Pflanzen, der Massage und durch extreme Faktoren, auch die Einwirkung auf reflektorische Abläufe im Organismus, einschließt.

Besonderheiten der russischen Volksmedizin

finden sich auch in weiteren Bereichen. So werden alle in der russischen Volksmedizin verwendeten Heilmittel, beispielsweise Tinkturen, Sude oder Aufgüsse, nach bestimmten Prinzipien hergestellt. Oft sind sie eine Kombination der verschiedensten heilenden Wirkstoffe. Diese Mittel sollen nicht mit den Symptomen der Krankheit arbeiten, sondern sie sollen die Ursache der Krankheit entfernen und dem Organismus helfen, die Mechanismen der selbständigen Wiederherstellung der Gesundheit wieder aufzunehmen. Das ist einer der Hauptunterschiede der traditionellen russischen Medizin zu den Mitteln der modernen Schulmedizin. Der Prozess der Genesung geht dabei zwar langsamer, aber die Krankheit wird vollständig geheilt. Typisch für die russische Volksmedizin ist auch, dass die Heiler aus dem Volk ihre Heileinwirkungen fast immer mit speziellen Beschwörungen begleiten. So soll die Wirksamkeit der Komponenten des Heilmittels und deren Einwirkung auf den Kranken erhöht werden oder sie sollen ihn auf die bewusste Genesung einstimmen.

Einflüsse auf die russische Volksmedizin

Die russische Volksmedizin existiert, wie jede andere Volksmedizin auch, nicht nur für sich allein. Bereits durch die territoriale Ausdehnung Russlands gibt es Kontakte mit Asien, Ost- und Westeuropa. Daraus finden wir daher auch Einflüsse anderer Völker in der russischen Volksmedizin.
Es ist typisch für die russische Volksmedizin, dass sie sich fortlaufend weiter entwickelt. Die ursprüngliche Herkunft eines Heilmittels oder einer Heilmethode ist dabei unerheblich. So, wie heute die Schulmedizin nicht immer weiß, woher ein historisches Heilmittel oder eine Heilmethode ursprünglich stammt, kann man das innerhalb der russischen Volksmedizin auch nicht immer sagen. Beispielsweise gelangten bereits im 11. Jahrhundert aus dem alten Byzanz medizinische Schriften nach Russland, die auch in die russische Volksmedizin ihren Eingang fanden. Bereits seit Jahrhunderten hat sich „Medizin“ immer gegenseitig beeinflusst. Wir finden diese gegenseitige Beeinflussung heute auch in der modernen medizinischen Forschung, in dem vermehrt altes Heilwissen aus Volksmedizin und traditioneller Medizin aufgegriffen wird.

Die Entscheidung, ob ein Heilmittel oder eine Heilmethode dauerhaft in den Bestand einer „Volksmedizin“ aufgenommen wird, geschieht jedoch ausschließlich durch den „Praxistest“. Jede Volksmedizin sortiert früher oder später ein Heilmittel oder eine Heilmethode aus, die diesen Praxistest nicht besteht.
Deshalb spricht man heute auch von der „Zuverlässigkeit“ der Heilmittel und Heilmethoden der Volksmedizin.

Siehe auch: Die traditionelle Medizin in der Kiewer Rus