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Die traditionelle Medizin in der Kiewer Rus

Die Kiewer Rus

war der älteste ostslawische Staat in der Geschichte. Er entstand in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts und bestand über drei Jahrhunderte. Schon vor der Kiewer Rus gab es in Russland seit langer Zeit eine traditionelle Medizin, die fortlaufend weiter entwickelt wurde (siehe auch: Die traditionelle russische Medizin in der Geschichte). Die Volksheiler hatten ihren festen Platz in der Gesellschaft. Bereits im ältesten Gesetzbuch des russischen Rechts, das von Jaroslaw dem Weisen im ersten Quartal des 11. Jahrhunderts vorbereitet und dann wiederholt überarbeitet und erweitert wurde, werden sie erwähnt und ihre Arbeit gesetzlich geregelt. Für diese Volksheiler gab es ein auf Gesetz beruhendes Entgelt und auch gesetzliche Regeln für die Schadenshaftung gegenüber anderen Personen. So musste die Person bei einem verursachten Personenschaden eine Geldstrafe an die Staatskasse zahlen und dem Opfer Geld für die daraus nötige Behandlung bezahlen.

Ihr medizinisches Wissen und die Geheimnisse gaben die Volksheiler von Generation zu Generation in sogenannten „Familienschulen“ weiter, so beispielsweise vom Vater auf den Sohn oder von der Mutter auf die Tochter.

Sehr beliebt waren in der Kiewer Rus bei den volkstümlichen Heilmethoden Medikamente aus Pflanzen, wie Salbei, Brennnesseln, Spitzwegerich, Rosmarin, Lindenblüten, Birkenblätter, Rinde von Esche und Wacholder sowie Zwiebeln, Knoblauch, Meerrettich, Birkensaft und viele andere.

Bei den Medikamenten tierischen Ursprungs hatten in der Kiewer Rus eine besondere Bedeutung Honig, Lebertran, rohe Stutenmilch und Hirschgeweih.

Darüber hinaus hatten in der traditionelle Medizin der Kiewer Rus auch Medikamente mineralischen Ursprungs ihren festen Platz. So wurde Frauen gegen Unterleibsschmerzen innerlich Pulver aus Beryll gegeben. Um die Geburt zu erleichtern, trugen Frauen als Schmuck Rubine.

Weiterhin wurde in der Kiewer Rus die heilende Wirkung von Essig und Kupfer-Sulfat, Nitrat und Terpentin, Schwefelstein und Arsen, Silber, Quecksilber, Antimon und andere Mineralien bekannt. Dem russischen Volk war bereits lange die heilende Wirkung des „sauren Wasser“ bekannt. Sein alter Name „Selters“, hat bis heute überlebt und bedeutet „Krieger-Wasser“.

Die Erfahrung der Volksmedizin

wurde in Russland, besonders nach der Annahme des Christentums und der damit verbundenen Alphabetisierung, in vielen herbalistischen- und medizinischen Dokumentationen aufgezeichnet und verallgemeinert. Leider gingen im Laufe der Zeit viele dieser handschriftlichen medizinischen Dokumente durch Krieg und andere Katastrophen verloren und bis heute überdauerten nur wenige dieser alten Dokumente.

In der Kiewer Rus entwickelten sich die Klöster zu Stätten der Heilung, jedoch befand sich die Heilung nicht im alleinigen Monopol der Kirche: Neben dem Kloster gab es noch die alte und beliebte „weltliche“ Medizin. Doch waren in dieser geschichtlichen Zeitspanne heidnische Heiler (Zauberer, Magier, Hexen und Waldfrauen) zu Dienern des Teufels erklärt und wurden in der Regel belästigt.

Die Kiewer Rus hatte ein entwickeltes System der Hygiene. So wurden im 10./11. Jahrhundert im alten Nowgorod Hygieneartikel aus Holz und Keramik verwendet. Auch besaß Nowgorod bereits einen Drainagewassersammler, damals noch eine Seltenheit im Städtebau des nördlichen und östlichen Europa.

Ein fester Bestandteil der gesundheitlichen Lebensqualität im alten Russland war das russische Dampfbad. Es galt bereits seit langer Zeit als ein großes Werkzeug der Heilung. Daraus ableitend war das Bad der sauberste Ort eines Hauses und wurde zusammen mit seinem unmittelbaren Zweck, auch als Ort der Erstpflege von Neugeborenen, für den Aderlass, Massagen und vielen anderen Heilbehandlungen genutzt.
Das russische Dampfbad wurde erstmals in einer russischen Chronik aus dem 11. Jahrhundert beschrieben.

Siehe auch: Das Besondere der russischen Volksmedizin

 

Die Kiewer Rus – der älteste ostslawische Staat

Kiewer Rus

Der älteste ostslawische Staat in der Geschichte war die Kiewer Rus. Er entstand in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts.
Zu dieser Zeit bestanden in Russland frühe feudale Verhältnisse. Die alten slawischen Städte Kiew, Smolensk, Polozk, Tschernigow, Pskow und Nowgorod hatten sich zu den wichtigsten Zentren für Handel und Gewerbe im alten Russland entwickelt. Diese Handelsplätze waren seine wichtigste Verbindung nach Skandinavien und Byzanz.

Ein sehr wichtiges Ereignis in der russischen Geschichte war die Annahme des Christentums als Staatsreligion im Jahre 988 durch den Großfürsten Wladimir (978-1015). Wladimir war von 980 bis 1015 Fürst von Kiew. Dieser politische Akt war kein zufälliges Ereignis, denn mit der Entstehung von sozialer Ungleichheit und Klassenbildung wurden die objektiven historischen Voraussetzungen für den Ersatz von heidnischem Polytheismus und Monotheismus geschaffen, die bis dahin in der alten russischen Gesellschaft vorherrschend waren.
Das Christentum war in Russland seit Anfang des 9. Jahrhunderts bekannt. Einige Vorfahren von Fürst Wladimir, wie Fürst Igor (er regierte von 912 bis 945), nach ihm seine Frau Olga (945-969), waren bereits Christen gewesen. In seiner Regierungszeit besuchte Fürst Igor Konstantinopel und ließ sich dort taufen.
Mit der Annahme des Christentums als Staatsreligion war Großfürst Wladimir damit der erste christliche Herrscher in Russland.
Von großer Bedeutung für die Verbreitung der Ideen des Christentums in der Kiewer Rus waren seine langjährigen Beziehungen mit Bulgarien. Daraus resultierten Einflüsse auf Kultur und Literatur, insbesondere durch religiöse Literatur. Zum Ende des 9. Jahrhunderts war die Kiewer Rus eng mit der byzantinischen Wirtschaft und der christlichen Kultur verbunden.

Die Annahme des Christentums führte zu wichtigen politischen Konsequenzen in der Kiewer Rus. Es trug zur Stärkung des Feudalismus, der Zentralisierung des Staates und seiner Annäherung an europäische christliche Länder (wie Byzanz, Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Georgien und Armenien) bei. Daraus ergaben sich neben dynastischen Ehen, auch positive Einflüsse auf die Entwicklung von Kultur, Bildung und Wissenschaft.
In die Kultur der Kiewer Rus, deren Ursprünge aus der traditionellen Kultur der slawischen Stämme entstammten und die mit der fortschreitenden Entwicklung des Staates zu einem hohen Niveau gelangte, gingen später zunehmend bereichernde kulturelle Einflüsse aus der byzantinischen Kultur ein. Besonders aus Bulgarien und Byzanz kamen nach Russland antike und frühmittelalterliche Handschriften. Die slawische Sprache und Schrift wurde in die Obhut der Mönche gegeben, den in der damaligen Zeit am meisten gebildeten Menschen. Aus dieser Zeit haben viele Pergamente und Bücher bis heute überdauert.

Im Jahre 1037 wurde von Fürst Jaroslaw dem Weisen (1019-1054) die erste Bibliothek im alten russischen Staat gegründet. Unter seiner Herrschaft kam es in Russland ebenfalls zu einer verstärkten Alphabetisierung. Er ließ Bücher kopieren und in die slawische Sprache übersetzen. Auch kam es zur Neugründung von Klosterschulen, darunter im Jahre 1086 die erste Klosterschule für Frauen.
Die Kiewer Macht erlangte unter Jaroslaw dem Weisen eine breite internationale Anerkennung.

Dieser alte russische Staat bestand über drei Jahrhunderte. Nach dem Tod des letzten Großfürsten von Kiew Mstislaw Wladimirowitsch (1125-1132), Sohn von Wladimir Monomach, zerbrach er in mehrere unabhängige Fürstentümer. Damit begann eine Zeit feudaler Zersplitterung, die während der Invasion durch tataro-mongolische Horden (1237-1242) unter dem Kommando von Batu Khan (1208-1255), Enkel des Dschingis Khan, zum Verlust der politischen Unabhängigkeit der russischen Länder beitrug und bis in das 15. Jahrhundert zu einer andauernden Abhängigkeit der russischen Länder vom turko-mongolischen Reich der Goldenen Horde (gegründet 1242) führte.

Leschij – der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie

Leschij

russ. Леший, ist der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie. Die Menschen glaubten, dass Leschij in jedem Wald wohnt und besonders gern im Fichtenwald.

Beschreibung in der slawischen Mythologie

Leschij ist bekleidet wie ein Mann, trägt einen roten Gürtel, der auf der linken Seite entlang seines Mantels bis auf den Boden reicht. Sein Körpergeruch ist angenehm. An den Füßen trägt er Schuhe, jedoch nicht wie der normale Mensch. Den rechten Schuh hat er auf dem linken Fuß angezogen und den linken Schuh auf dem rechten Fuß. Die Augen von Leschij leuchten grün, wie brennende Kohlen.
Obwohl er sorgfältig seine wahre Herkunft vor den Menschen verbirgt, misslingt es ihm, wenn er durch das rechte Ohr eines Pferdes betrachtet wird. Dann erscheint Leschij in bläulicher Farbe, denn auch sein Blut ist blau.
Die Augenbrauen und Wimpern sind bei Leschij nicht sichtbar. Er hat kurze spitze Ohren, die nicht menschlich sind. Deshalb trägt er immer eine Mütze. Sein Kopfhaar trägt er nach links gekämmt.
Leschij kann ein Baumstumpf oder ein kleiner Erdhaufen werden, ein Tier oder ein Vogel, ein Bär oder Birkhahn, ein Hase, ja in irgendetwas, sogar in eine Pflanze kann er sich verwandeln.
Doch Leschij ist nicht nur der Geist des Waldes, sondern der Wald bestimmt auch sein Wesen. Wenn er sich mit Moos bedeckt, dann schnauft er. Man hört sein Schnaufen im gesamten Wald. Es sind herbe Töne, die das Rauschen der Fichten übertönen.
Von den übrigen Geistern unterscheidet sich Leschij durch die besonderen Eigenschaften, die ihm eigen sind. Wenn er den Wald begeht, dann stellt er sich in der Größe mit den höchsten Bäumen gleich. Jedoch gleichzeitig, wenn er für sein Vergnügen und die Scherze über den Waldrand hinausgeht, macht er sich klein und spaziert in der Größe niedriger als das Gras, so dass ihn jedes Beerenblättchen frei bedecken kann. Aber auf den Wiesen erscheint er eigentlich selten, denn er beachtet streng die Rechte seines Nachbarn Polevikov, der auf den Feldern lebt. Auch meidet Leschij die Dörfer, um sich mit den Hausgeistern und Menschen nicht zu zanken und besonders die, wo völlig schwarze Hähne krähen, bei den Hütten Hunde mit „Zwei Augen“ (mit Flecken über den Augen in Form von zweiten Augen) und schwarze Katzen leben.

Dafür ist Leschij im Wald der vollberechtigte und unbeschränkte Herrscher. Alle Tiere und Vögel befinden sich in seiner Führung und gehorchen ihm stumm. Besonders untertan sind ihm die Hasen. Sie befinden sich bei ihm in einer völligen Leibeigenschaft.
Leschij hat eine gute Stimme. Er versteht es, aber auch ohne Worte und mit dem Klatschen der Hände zu musizieren. Manchmal singt er mit ganzer Kehle (mit solcher Kraft, wie der Wald im Sturm) oder er lärmt, fast vom Abend bis zur halben Nacht. Er mag das Krähen des Hahnes nicht und mit seinem ersten Aufschrei verstummt er sofort.
Leschij läuft oft durch die Wälder wie der Besessene, mit außerordentlicher Schnelligkeit und immer ohne Mütze. Er versteht es auf menschliche Weise mit „ha ha“ zu lachen, zu pfeifen und zu weinen. Beim Treffen auf lebendige Menschen verstummt er.

Verhalten gegenüber dem Menschen

Leschij schadet den Menschen nicht durch das direkte Verderben, wie es gegenteilig dem Teufel zugeschrieben wird. Er mag jedoch die rohen und groben Scherze und ist darin seinem Verwandten – dem Hausgeist – vollkommen ähnlich oder gleich. Zu seinen meisten gewöhnlichen und üblichen Scherzen gehört es, die Menschen „einzukreisen“ und sie bei ihrem Ziel, Pilze oder Beeren zu sammeln, ins tiefste Dickicht zu führen, aus dem es für sie kein Entrinnen gibt und sie auf lange Zeit im Kreis durch den Wald irren. Oder ihnen ins Gesicht ein solcher Nebel kommt, der sie völlig verwirrt und sich der verirrte Mensch im Wald ebenfalls lange auf ein und derselben Stelle dreht.
Sich von seinen Scherzen zu befreien ist relativ leicht möglich. Es helfen natürlich in erster Linie Gebet und das Zeichen des Kreuzes, und dann bekannte Techniken, die von Kindheit an gelehrt werden, gemäß den Geboten der Väter und Großväter. So Verirrten wird beispielsweise empfohlen, sich am ersten Ort zu setzen, die Kleidung auszuziehen und dann von innen nach außen neu anzulegen. Unbedingt sollen sie zur gleichen Zeit auch den linken Schuh auf das rechte Bein oder den rechten Handschuh auf die linke Hand anziehen.

Es gibt jedoch Fälle, bei denen sich alle Weisen des Kampfes mit dem wütenden Leschij als kraftlos erweisen. So beispielsweise einmal im Jahr am Schutztag von Jerofej dem Märtyrer. An diesem Tag gehen die wissenden Bauern nicht in den Wald.

Obwohl sich das getaufte Waldvolk der Rus vor den bösen und unerwarteten Einfällen von Leschij fürchtete, will es jedoch bis heute über ihn lachen oder benutzt mit Vergnügen seinen Namen für beleidigende Worte, wie „Gehe zu Leschij“, „Leschij hätte dich“ u.ä. erdrückt.