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Leschij – der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie

Leschij

russ. Леший, ist der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie. Die Menschen glaubten, dass Leschij in jedem Wald wohnt und besonders gern im Fichtenwald.

Beschreibung in der slawischen Mythologie

Leschij ist bekleidet wie ein Mann, trägt einen roten Gürtel, der auf der linken Seite entlang seines Mantels bis auf den Boden reicht. Sein Körpergeruch ist angenehm. An den Füßen trägt er Schuhe, jedoch nicht wie der normale Mensch. Den rechten Schuh hat er auf dem linken Fuß angezogen und den linken Schuh auf dem rechten Fuß. Die Augen von Leschij leuchten grün, wie brennende Kohlen.
Obwohl er sorgfältig seine wahre Herkunft vor den Menschen verbirgt, misslingt es ihm, wenn er durch das rechte Ohr eines Pferdes betrachtet wird. Dann erscheint Leschij in bläulicher Farbe, denn auch sein Blut ist blau.
Die Augenbrauen und Wimpern sind bei Leschij nicht sichtbar. Er hat kurze spitze Ohren, die nicht menschlich sind. Deshalb trägt er immer eine Mütze. Sein Kopfhaar trägt er nach links gekämmt.
Leschij kann ein Baumstumpf oder ein kleiner Erdhaufen werden, ein Tier oder ein Vogel, ein Bär oder Birkhahn, ein Hase, ja in irgendetwas, sogar in eine Pflanze kann er sich verwandeln.
Doch Leschij ist nicht nur der Geist des Waldes, sondern der Wald bestimmt auch sein Wesen. Wenn er sich mit Moos bedeckt, dann schnauft er. Man hört sein Schnaufen im gesamten Wald. Es sind herbe Töne, die das Rauschen der Fichten übertönen.
Von den übrigen Geistern unterscheidet sich Leschij durch die besonderen Eigenschaften, die ihm eigen sind. Wenn er den Wald begeht, dann stellt er sich in der Größe mit den höchsten Bäumen gleich. Jedoch gleichzeitig, wenn er für sein Vergnügen und die Scherze über den Waldrand hinausgeht, macht er sich klein und spaziert in der Größe niedriger als das Gras, so dass ihn jedes Beerenblättchen frei bedecken kann. Aber auf den Wiesen erscheint er eigentlich selten, denn er beachtet streng die Rechte seines Nachbarn Polevikov, der auf den Feldern lebt. Auch meidet Leschij die Dörfer, um sich mit den Hausgeistern und Menschen nicht zu zanken und besonders die, wo völlig schwarze Hähne krähen, bei den Hütten Hunde mit „Zwei Augen“ (mit Flecken über den Augen in Form von zweiten Augen) und schwarze Katzen leben.

Dafür ist Leschij im Wald der vollberechtigte und unbeschränkte Herrscher. Alle Tiere und Vögel befinden sich in seiner Führung und gehorchen ihm stumm. Besonders untertan sind ihm die Hasen. Sie befinden sich bei ihm in einer völligen Leibeigenschaft.
Leschij hat eine gute Stimme. Er versteht es, aber auch ohne Worte und mit dem Klatschen der Hände zu musizieren. Manchmal singt er mit ganzer Kehle (mit solcher Kraft, wie der Wald im Sturm) oder er lärmt, fast vom Abend bis zur halben Nacht. Er mag das Krähen des Hahnes nicht und mit seinem ersten Aufschrei verstummt er sofort.
Leschij läuft oft durch die Wälder wie der Besessene, mit außerordentlicher Schnelligkeit und immer ohne Mütze. Er versteht es auf menschliche Weise mit „ha ha“ zu lachen, zu pfeifen und zu weinen. Beim Treffen auf lebendige Menschen verstummt er.

Verhalten gegenüber dem Menschen

Leschij schadet den Menschen nicht durch das direkte Verderben, wie es gegenteilig dem Teufel zugeschrieben wird. Er mag jedoch die rohen und groben Scherze und ist darin seinem Verwandten – dem Hausgeist – vollkommen ähnlich oder gleich. Zu seinen meisten gewöhnlichen und üblichen Scherzen gehört es, die Menschen „einzukreisen“ und sie bei ihrem Ziel, Pilze oder Beeren zu sammeln, ins tiefste Dickicht zu führen, aus dem es für sie kein Entrinnen gibt und sie auf lange Zeit im Kreis durch den Wald irren. Oder ihnen ins Gesicht ein solcher Nebel kommt, der sie völlig verwirrt und sich der verirrte Mensch im Wald ebenfalls lange auf ein und derselben Stelle dreht.
Sich von seinen Scherzen zu befreien ist relativ leicht möglich. Es helfen natürlich in erster Linie Gebet und das Zeichen des Kreuzes, und dann bekannte Techniken, die von Kindheit an gelehrt werden, gemäß den Geboten der Väter und Großväter. So Verirrten wird beispielsweise empfohlen, sich am ersten Ort zu setzen, die Kleidung auszuziehen und dann von innen nach außen neu anzulegen. Unbedingt sollen sie zur gleichen Zeit auch den linken Schuh auf das rechte Bein oder den rechten Handschuh auf die linke Hand anziehen.

Es gibt jedoch Fälle, bei denen sich alle Weisen des Kampfes mit dem wütenden Leschij als kraftlos erweisen. So beispielsweise einmal im Jahr am Schutztag von Jerofej dem Märtyrer. An diesem Tag gehen die wissenden Bauern nicht in den Wald.

Obwohl sich das getaufte Waldvolk der Rus vor den bösen und unerwarteten Einfällen von Leschij fürchtete, will es jedoch bis heute über ihn lachen oder benutzt mit Vergnügen seinen Namen für beleidigende Worte, wie „Gehe zu Leschij“, „Leschij hätte dich“ u.ä. erdrückt.

Der Hausgeist in Russland – slawische Mythologie

Der Hausgeist in Russland

Einen Hausgeist, russ. Домовой, besitzt nach dem russischen Volksglauben jede Wohnung oder jedes Haus. Sollte dieser Hausgeist in der Wohnung oder dem Haus fehlen, dann muss er mittels eines magischen Rituals nachträglich eingebracht werden. Gewöhnlich ist der Hausgeist jedoch bereits in der Wohnung oder dem Haus vorhanden.
Er wacht über die Ruhe in der Wohnung oder dem Haus, beschützt die Bewohner und macht das Leben glücklich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Volksglaube auch heute noch im russischen Volk fest verankert ist. Die Menschen achten die alten Rituale für die Sorge und den Umgang mit dem Hausgeist. In sehr vielen russischen Familien hat er seinen festen Platz im täglichen Leben. Für alles, was das Zusammenleben mit einem Hausgeist betrifft, gibt es im Volksglauben eine Vorsorge oder ein Ritual.

Rituale um den Hausgeist

Man darf den Hausgeist nicht vergessen, wenn man aus einer alten Wohnung oder einem alten Haus in eine neue Wohnung oder ein neues Haus umzieht. Er muss von den Bewohnern ergriffen und mitgenommen werden. Wenn der Hausgeist zu diesem Umzug nicht eingeladen wird, dann bleibt er in der alten Wohnung oder dem alten Haus und wird sehr leiden.

Um mit dem Hausgeist gemeinsam umzuziehen, nimmt man einen alten Hausschuh oder einen anderen alten Schuh, macht diesen Schuh weich und bequem und sagt in der alten Wohnung oder dem alten Haus:

„Der Großvater Hausgeist! Wir werden mit mir gehen in das neue Haus, auf das neue Leben, auf den Reichtum“.

Danach nimmt man den Schuh und bringt ihn in die neue Wohnung oder das neue Haus. Den Schuh stellt man in die Küche der neuen Wohnung oder des neuen Hauses, denn die Hausgeister lieben sehr die Küche.
In der ersten Nacht, in der man in der neuen Wohnung oder dem neuen Haus übernachtet, stellt man auf den Küchentisch eine Tasse voll Milch und auf einen Teller legt man etwas Gebäck und Konfekt.
Dabei sagt man zum Hausgeist, dass auf dem Tisch die Bewirtung für ihn steht.
Am folgenden Morgen kann man die übrige Milch trinken und auch das Gebäck und das Konfekt essen oder es Kindern geben.
Der Hausgeist ernährt sich nur aus der Energie von diesen Bewirtungen, denn er isst nicht physisch.
Danach hat man in seiner Wohnung oder dem Haus den Frieden und die Ruhe für immer.

Wenn in der neuen Wohnung oder dem neuen Haus der fremde Hausgeist geblieben ist, weil ihn die vorigen Bewohner nicht mitgenommen haben, so beginnen die Hausgeister zu streiten und zu schimpfen. Das ist etwas sehr Schreckliches in ihrem Leben.

Um dieses Problem zu lösen, nimmt man ein Stückchen schwarzes Brot, etwa 1 mal 1 cm und eine Münze von 5 Cent. Das alles wickelt man in ein kleines Blatt weißes Papier und klebt es mit Klebeband über die Eingangstür zur Wohnung oder dem Haus.
In der Zeit, wo man alles vorbereitet muss man sagen:

„Hausgeist, Hausgeist! Meinem oder dem Fremden!
Meinem Hausgeist werde ich unterworfen, fremder Hausgeist, von mir nimm das Geld, damit kein größerer Schaden wird. Eß das Brot und das Salz, und gib in dem Haus die Ruhe. Аmen!“

Danach wird man in der Wohnung oder im Haus sofort die Wärme und die Gemütlichkeit spüren.

Eine Woche nach der Überführung des Hausgeistes in die neue Wohnung, kann man den Schuh aus der Küche entfernen.

Einmal in der Woche sollte der Hausgeist – in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag – gefüttert werden. Am Abend muss man auf den Tisch in der Küche eine Tasse mit ein wenig Milch stellen. Daneben legt man auf einen Teller etwas Gebäck oder Konfekt oder ein Brötchen.

Am Morgen kann man mit der Milch die Zimmerblumen begießen. Sie werden es mit besserem Wachstum danken. Das Backwerk oder das Konfekt kann man selbst aufessen.
Wenn man seinen Hausgeist sehen und sprechen will, dann ist die beste Zeit dafür am Donnerstag, morgens 03.00 Uhr.

Volksglauben

Nach dem Volksglauben kann ein Hausgeist männlich oder weiblich, klein oder groß, jung oder alt sein. Wer seinen Hausgeist kennt, weiß auch seinen Namen und seine Gewohnheiten. Jeder Hausgeist ist verschieden in seinen Interessen und Fähigkeiten. Gemeinsam lieben alle Hausgeister kleine Geschenke von den Bewohnern der Wohnung oder des Hauses, so beispielsweise kleine Puppen, kleine Autos, etwas glänzendes Kleingeld und auch Spielkarten.
Die für den Hausgeist gedachten Geschenke müssen ihm angekündigt werden, damit er diese auch in Besitz nimmt. Dafür sagt man zum Hausgeist, dass auf dem Tisch oder einem anderen zugänglichen Ort ein Geschenk für ihn steht. Da sich Hausgeister sehr gern in der Küche aufhalten, sollte man diese Geschenke in der Küche der Wohnung oder des Hauses hinterlegen.

Baba Jaga – eine Gestalt der slawischen Mythologie

Baba Jaga

auch Baba Yaga, ist eine Gestalt der slawischen Mythologie.
Der Glaube an die Existenz von Hexen reicht sehr weit in die Vergangenheit zurück. Frühzeitliche Hexen waren mit Dämonen gleichgesetzt. Eine Hexe war also kein Mensch, sondern ein böses todbringendes Wesen, das in einer menschlichen Gestalt – meist einer Frau – erscheinen konnte und dadurch nur schwer zu enttarnen war.
In den Glaubensvorstellungen der alten Slawen war damit auch die Überzeugung von der Fähigkeit und Kraft zur Zauberei verbunden. Damit war für die Zeitgenossen auch die Möglichkeit selbstverständlich, mittels Zauberei Schaden an Mensch und Tier zu stiften.

Ursprung von Baba Jaga

Den Ursprung von Baba Jaga (russ. Баба Яга) sehen Mythenforscher in der slawischen Waldfrau, die zwar nicht zwangsläufig alt oder böse, aber unberechenbar und gefährlich ist. Durch die Christianisierung wurde Baba Jaga und ihre Rolle in überlieferten Geschichten wahrscheinlich abgewertet, ihr vorher wohl anderes Bild näherte sich der bösen Hexe an und verschmolz teilweise damit. Das Sichtbild bezog sich mehr auf den europäischen Begriff „Hexe“ (Krautfrau, Heilerin mit Zauberkräften). In dieser Sichtweise taucht sie auch in den meisten von den Sammlern im 19. Jahrhundert festgehaltenen Märchen auf, als durchweg bösartige Gestalt.

Beschreibung in der slawischen Mythologie

In der slawischen Mythologie wird Baba Jaga als ein hässliches altes Weib beschrieben, das allerdings nicht so gefährlich ist, wie es aussieht.
Baba Jaga führt ein zurückgezogenes Leben im Waldesdickicht und unternimmt nur sehr selten Ausflüge in einem Mörser mit einem Besen in der Hand. Den Besen benutzt Baba Jaga zum Verwischen der Spuren, damit niemand weiß woher sie kommt und wohin sie fliegt.
Baba Jaga wohnt in einem sehr merkwürdig konstruierten Haus, denn es steht auf Hühnerbeinen und kann sich auf Befehl der Hexe in verschiedene Richtungen drehen.
Entdeckt ein Wanderer im Wald zufällig das Haus der Hexe, dann kann Baba Jaga es entweder mit der Tür zum Wanderer drehen lassen oder sie dreht es von ihm weg.
Da Baba Jaga sehr launisch ist, bleibt es unvorhersagbar, was den Wanderer erwartet. Er kann im besten Fall herzlich zum Abendbrot eingeladen werden und im schlimmsten Fall kann er auch selbst zum Abendbrot von Baba Jaga werden.